Kinder der Sonne

Gerapt wird auf der Bühne der Deutschen Oper gewöhnlich nur, wenn ein Regisseur klassischen Opernstoff mal so richtig zeitgemäß inszenieren will. Heute Abend war es genau umgekehrt:
Die Bühne verwandelte sich in einen Club. Hip-Hop, R&B-Sounds und lässige Rhymes gaben den Rahmen für die bislang wohl verrückteste Produktion, in der der Kinderchor und Junge Chor der Deutschen Oper Berlin mitgewirkt hat: »Unheard Stories« rockten das Haus, ein Projekt initiiert vom Berliner Musikkollektiv Earl Records.

Viele der Songs entstanden in einem Workshop mit Teilnehmern des Jungen Chores. Musik als eine Therapie, eine künstlerische Verarbeitung des verdammten Lockdwons, der den Jugendlichen einen Teil ihrer Jugend versaut hat. Oder, wie es eine Sängerin auf einem überlebensgroßen Video sagte: Sie schreibe Songs und singe sie. »Und dann sind meine Gedanken raus aus dem Kopf, sie sind draußen.«
 
Eineinhalb Stunden bot das junge Kollektiv auf der Bühne einen wilden Mix, in dem sich Rap mit dem klassischen Repertoir des Kinderchores vereinigte. Lieder von John Rutter und Rammstein, Freddy Mercury und Morten Lauridsen, Künstlerinnen und Künstler in Baggy Pants, Chorkleidung und Moonboots. Das Publikum tanzte und klatschte, angefeuert von Moderator Eugène Boateng, einige Bierflaschen kreisten, nur keine Joints, was auch nicht sonderlich überrascht hätte.
Am Ende trugen die Dirigenten Rosemarie Arzt und Christian Lindhorst einen weißen Hoodie. Total crazy!